Als ich den neunzehnhundertachtziger Jahren in einem
Astronomiebuch das erste Mal von den sehr seltenen Venusdurchgängen vor der
Sonne las, stellte sich bereits damals eine gewisse Vorfreude ein. Denn die
Aussichten waren gut, dass die nach 1882 nächsten Durchgänge von
2004 und 2012 in meine Lebenszeit fallen würden.
Der Venusdurchgang von 2004 war dann auch ein
beeindruckendes Ereignis bei dem in Deutschland auch das Wetter mitspielte.
Für 2012 ergab die familiäre Terminplanung unter völliger
Verdrängung des Venusdurchgangs für den Juni ein Urlaubsaufenthalt im Ostseebad
Kühlungsborn. Glücklicherweise bedeutete dies direkt vor der Haustür einen
freien Horizont über der Ostsee bei Sonnenaufgang und – wie sich später
herausstellte – einen Treffer bei der Wetterlotterie.
Um das Ereignis fotografisch festzuhalten, adaptierte ich
meine alte Russentonne über einen Zweifachkonverter an eine Canon 1100D. Aus
Sonnenfilterfolie bastelte ich einen Objektivsonnenfilter. Eine insgesamt
sicher nicht ganz optimale Konfiguration.
Die Wettervorhersage für Mittwoch, den 6. Juni 2012 lies auf
gutes Wetter hoffen, da sich das nahende Tief noch im heimatlichen
Nordrhein-Westfalen befand, um dort die Beobachter zu quälen. Als ich dann am
Morgen des 6. Juni an der Strandpromenade von Kühlungsborn die Ausrüstung
aufbaute, schwante mir bereits, was mich meteorologisch erwarten würde…
4:44 Uhr: Es ist soweit. Sonne und Venus steigen gemeinsam
und reichlich verformt aus der Ostsee. Zum Sonnenaufgang konnte problemlos auf
den Filter verzichtet werden.
1/400 Sek, ISO 800
4:56 Uhr: Bei schwachem Wind durchziehen meist hohe,
dünne Schleierwolken den Nordosthimmel. Unter diesen Bedingungen führt die Sonnenfilterfolie
zur visuellen Beobachtung zu verhältnismäßig langen Belichtungszeiten.
5:35 Uhr: Die Bewölkung macht es erforderlich, den
Filter abzunehmen. Jedoch nur mit niedrigster Empfindlichkeit und kürzester
Belichtungszeit ist eine korrekte Belichtung möglich.
1/4000 Sek, ISO 100
6:34 Uhr: Kurz vor dem dritten Kontakt sind die
Bedingungen wieder besser und erfordern den Einsatz des Filters.
1/200 Sek, ISO 1600
6:35 Uhr: Auch die Atmosphäre verlangt mit einer
rechten und einer etwas schwächeren linken Nebensonne nach Aufmerksamkeit.
Phantastisch – vom Sonnenaufgang bis zum vierten Kontakt
konnte ich den Venusdurchgang komplett verfolgen. Die Atmosphäre war dabei
das Salz in der Suppe.
Glück gehabt und vielen Dank nach oben.
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