Montag, 16. Juli 2012

Höhlenforscher-Testschluf in der Kluterthöhle


Kaum mehr als eine Handbreit ist der Höhlenforscher-Testschluf in der Kluterthöhle an seiner finalen Engstelle hoch. Bei einer Befahrung in der letzten Woche hatte ich spontan die Gelegenheit ihn auszuprobieren. Erfahrenere Höhlenforscher vermuteten, dass ich durchpassen würde und ich startete gutgläubig einen Versuch.
Nach dem Speläo-Merkblatt A26 der österreichischen Höhlenforscher sind Engstellen in 7 Schwierigkeitsgrade eingeteilt:
I Bückstelle, II Krabbelstelle, III Kriechstelle, IV eng, V sehr eng, VI äußerst eng,VII extrem eng
Der Höhlerforscher-Testschluf kann von der finalen Engstelle abgesehen in "III Kriechstelle" eingruppiert werden.
Er führt zunächst einige Meter in den Berg, kehrt dann fast im rechten Winkel die Richtung um und verläuft wieder einige Meter zur abschließenden Engstelle.

Die Vorteile sind dabei:
1. Man kann sich bis zur Engstelle schon mal warmschlufen.
2. Man sieht beim Einstieg die Engstelle nicht.
3. Vor der Engstelle ist der Widerstand groß, den ganzen Weg rückwärts zurückzukriechen.
Die eigentliche Engstelle ist (für mich) in den dritthöchsten Schwierigkeitsgrad "V sehr eng" einzustufen.

Der Helm passt zwar durch, allerdings nur wenn kein Kopf darin steckt.
Auch der Kopf geht durch. Doch leider ist der über den Hals mit Schultern und Armen verbunden und deswegen muss das alles irgendwie fast gleichzeitig durch. Das ist zwar mühsam, geht aber mit etwas Anstrengung.
Die eigentliche Hürde kommt dann allerdings erst: Der Brustkorb.

Und tatsächlich bleibe ich mit dem Brustkorb stecken. Da hilft zunächst, was meistens funktioniert: Ruhe bewahren. Wenn ich ausatme, lockert sich der Griff des Fels und so versuche ich auf so etwas wie Bauchatmung umzustellen. Doch bei jedem Atemzug drückt sich der Brustkorb in die Engstelle und ich kann allenfalls halb einatmen. Bei jeder Ausatmung versuche ich mich zentimeterweise mit den Füßen vorzuschieben. Dabei ist es von Vorteil, dass ich mit der Schulter bereits aus dem Schluf bin und die Arme etwas mitarbeiten können. Würde der Schluf hier nicht enden, wäre es ungleich schwieriger.

Und nach einigem Schieben, Pressen und Winden ist es dann soweit und ich löse mich aus der Umklammerung. Der Rest ist dann leichter als gedacht. Das Fett an Bauch und Hinterteil flutscht ganz gut - vor allem wenn der Körperschwerpunkt durch ist und die Schwerkraft die Arbeit fast allein erledigt.


Es war sehr spannend zu sehen, ob ich durchpasse - und ein wenig verspannt war ich danach auch.

Jetzt stellt sich noch die Frage, warum nur dritthöchste Schwierigkeitsklasse?
"V sehr eng - Gesamter Körperquerschnitt hat Felskontakt, Armhaltung und Lage im Schluf sind wichtig. Teilweise ist Ausatmen nötig. Helm wird hinderlich. Körperbeherrschung und Geschicklichkeit erforderlich"  kommt der Sache am nächsten. "VI äußerst eng" sieht u.a. extremen Kraftaufwand vor. "VII extrem eng" u.a. teilweise nur mit Kameradenhilfe und unter Verletzungsrisiko befahrbar.

Die Abstufung ist in den hohen Schwierigkeitsgraden allerdings so fein, dass die Einstufung sehr individuell vom jeweiligen Höhlenforscher und dessen Statur abhängt. Insofern sollte man Informationen über den Schwierigkeitsgrad (z.B. in Beschreibungen wie hier) immer mit einer gesunden Skepsis aufnehmen .

Vielen Dank an Christian, Stefan und Stephan für das Fotografieren und Filmen und das Bildmaterial. Ein Video hat Stephan eingestellt unter
http://youtu.be/dg5NguG7pes

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen