Dienstag, 28. August 2012

Speleo Austria 2012 - Teil 3

 Auch im dritten und letzten Teil von Speleo Austria 2012 möchte ich über Exkursionen berichten

Auffällig war, dass nur noch einige einheimische Höhlenforscher mit Karbitgeleucht unterwegs waren. Hinsichtlich der Ausleuchtung und der Lichtstimmung eigentlich schade.
Mittlerweile sind viele Höhlenforscher mit sehr leistungsstarken LED-Lampen ausgerüstet. Gerade in den großen Höhlen der Alpen mag sich das lohnen, eventuell sogar erforderlich sein. Mit deren Leistung sollte jedoch sorgsam umgegangen werden. Dazu gehört nicht nur, anderen nicht direkt in die Augen zu leuchten. Üppiges Licht führt dazu, dass sich die Pupillen von allen in der Höhle stärker schließen. Selbst von hinten stark angeleuchtet zu werden, ist wenig erfreulich. Denn rechts und links wird es zwar heller, man sieht im eigenen Schatten - also ausgerechnet dort, wo man hintritt - jedoch nicht mehr besonders viel.

17. August: Hirlatzhöhle (Alter Teil), Hallstatt 

Der Zustieg zur Hirlatzhöhle und der Eingang zur Höhle lagen diesmal tiefer, als bei den anderen Höhlen. Der Zustieg war jedoch wieder sehr steil und der Untergrund durchaus unangenehmer, als in den größeren Höhen über 1000 Metern. Aufgrund des großen Interesses wurden im Abstand von einer halben Stunde insgesamt drei Gruppen geführt.
Die Hirlatzhöhle ist mit 100 km Länge die zweitgrößte Höhle Österreichs. In deren alten Teil sind wir bis zu einer Bachschwinde gekommen - ca. 3 Stunden hin und 3 wieder zurück. Um zu den aktuellen Forschungsbereichen der Höhle vorzudringen, sind die Höhlenforscher bereits einige Tage unterwegs. Damit es schneller geht, ist der alte Teil an vielen Stellen mit fixen Leitern ausgestattet.

Ein wenig anstrengend ist die Höhlenforschung in den Alpen schon - da kann man kaum den Blick auf den Hallstätter See genießen
Ablüften und im Respektabstand zum Steinschlagbereich der Wand anschlatzen
Leitern und Seile machen die Befahrung deutlich leichter

Die notwendige Vereinzelung an den Leitern zog die Gruppe immer etwas auseinander und sorgte für kleinere Pausen
Große Pause im Biwak im Sandtunnel. Fast wie am Strand - nur ohne Sonne
Und noch 'ne Leiter
Wer mit Gummistiefeln ausgestattet war, konnte noch dem Bachlauf in seinem lehmigen Bett ein Stück in Richtung Bachschwinde folgen


18. August: Enix-Höhle am Brettstein, Bad Mitterndorf

Am letzten Exkursionstag ging es noch einmal zum Brettstein. Diesmal zur Enixhöhle. Bei deren Entdeckung, die mit kurzem Aufgraben des Einstiegs verbunden war, war jemand der Auffassung: "Des is e nix". Soweit zur Namensgebung. Die Höhle hat dann auf ca. 1900 m Ganglänge doch einiges zu bieten.

Zustieg über die Brettsteinalm - das letzte Mal bei dieser Tagung die wunderbare Aussicht genießen

Auch hier die Mondmilch an den Wänden im Schein des Karbidlicht unseres Höhlenführers Patrik
Die Höhle verfügt über große Profile und Hallen. Es sind aber auch labyrinthische Krabbelstrecken vorhanden.
Enger Eingang - große Höhle. Bei der schönen Landschaft und dem super Wetter freut man sich auch, wenn es wieder an die Sonne geht


Vielen Dank!

Bei der Jahrestagung Speleo Austria 2012 haben die Veranstalter einiges auf die Beine gestellt. Es war nur zu erahnen, wieviel Arbeit investiert wurde, um die Tagung im Vorfeld und während dessen mit Exkursionen, Vorträgen, Ausstellungen und der Versorgung zu organisieren und dabei immer noch die gute Laune zu behalten. Allein der Tagungsband ist schon beeindruckend.
Vielen Dank allen beteiligten Organisatoren, Höhlenführern und auch sonst allen, die zum Gelingen der Tagung und der Exkursionen beigetragen haben.

Samstag, 25. August 2012

Speleo Austria 2012 - Teil 2

Im zweiten Teil Speleo Austria 2012 geht es weiter mit den Exkursionsberichten

Befürchtungen im Vorfeld, dass die Schwierigkeitsgrade der Exkursionen möglicherweise größer wären, als wir das aus deutschem Flachland gewohnt sind, hatten sich nicht bestätigt. Im Gegenteil waren teilweise Ausrüstung und Kenntnisse gefordert (z.B. Selbstsicherung, SRT), die sich dann aber als unnötig heraus stellten. Der ausrichtende Verein war eher auf Sicherheit bedacht.

14. August: Dachstein Südwandhöhle, Dachstein

Mit dem Auto ging es zur Talstation der Dachsteinseilbahn und von dort an der Südwandhütte vorbei zum Eingang der Höhle im unteren Teil der Dachstein-Südwand. Da der alte Teil der Höhle auch von Bergführern mit Gruppen begangen wird, befinden sich dort Einbauten mit Stegen und Leitern. Unser Weg endete im Ramsauer Dom, dem größten Raum im alten Teil der Höhle. Von dort geht es nur noch erschwert mit SRT-Ausrüstung weiter - zuviel für eine Tagungsexkursion. Wie in den meisten Höhlen in der Region, ist die Höhle stark bewettert. In der Dachstein Südwandhöhle befindet sich eine Engstelle, in der Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h auftreten können. Bereits in einiger Entfernung war ein Brummen zu hören. In der Engstelle war man dann kurz mächtig Wind.
Die Südwandhöhle hat mitlerweile eine Ganglänge von über 10 km.

Der Eingang liegt in der Nähe des Zugangs des ziemlich neuen Klettersteigs "Anna".

Das letzte Stück des Zustiegs hatte schon Klettersteig-Charakter
Alu-Leitern mit Bohlen darüber dienten an einigen Stellen als Stege.
Auch im Ramsauer Dom ging es nur über einen Steg weiter

 

15. August: Schafsteinhöhle, Tauplitzalm 

Die Schafsteinhöhle erreicht man über die Tauplitzalm. Da uns der Almwirt auf dem Anhänger seines PKW noch etwas weiter gefahren hatte, war der Zustieg zumindest etwas kürzer als sonst. Die Schafsteinhöhle ist zum Schutz ihres Sinters verschlossen. Diesmal führte uns Sepp Steinberger, der ehemalige Obmann des VHO, der erhöhten Wert auf Sicherheit legte. Insofern verlief die Befahrung mit Gurt und Selbstsicherung. Die Sinterbildung war vergleichbar mit der Brettstein-Bärenhöhle, jedoch nicht ganz so spektakulär.

Knackiger Zustieg von der Tauplitzalm
Sepp sichert beim Aufstieg mit der Drahtseilleiter. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand von einer Drahtseilleiter abrutscht. Da die Leiter hier am Fels anliegt, ist es schwierig, ordentlich in die Sprossen zu kommen.
Auch in dieser Höhle waren viele Bereiche -wie hier diese "Brücke" - mit Mondmilch bedeckt
Beim Ausstieg aus der Höhle "dampft" es im Eingangsbereich mächtig

16. August: Stellerweghöhle (Durchquerung), SMK, Loser

Die Stellerweghöhle ist Teil des Schwarzmooskogel-Höhlensystems mit einer Länge von über 66 km. Da sich bei dieser Exkursion Ein- und Ausgang voneinander unterschieden, konnte man von einer "Durchquerung" sprechen - wenn auch eher nur am Rand der Höhle. In der Höhle waren wir dabei nur etwa 2 Stunden und damit von den Touren in dieser Woche am kürzesten. In der Ausschreibung war SRT-Ausrüstung gefordert. Ein "Bluff" wie sich herausstellte - es ging auch ganz gut ohne. Die Höhle präsentierte sich eher schmucklos, jedoch mit gigantischen Profilen und Hallen.

Der Eingang wie so oft recht schmal, dahinter aber mächtig
Eine Strickleiter mit nur 3 Sprossen. Die muss man sich gut einteilen. Es sah von oben schlimmer aus, als von hier unten.
Blick aus einer "Gallerie" von oben auf eine Gruppe Höhlenforscher in einer gigantischen Halle. Links davon geht es noch einmal ca. 40 m abwärts. Das war aber so mal eben nicht auszuleuchten.
Typisch - große Profile mit meist starkem Geröll am Boden

 Weiter geht es im dritten und letzten Teil...

Mittwoch, 22. August 2012

Speleo Austria 2012

Internationales Höhlenforschertreffen mit Jahrestagung der österreichischen und deutschen Höhlenforscher in Bad Mitterndorf

Vom 12. bis 19. August fand in Bad Mitterndorf die Jahrestagung der österreichischen und deutschen Höhlenforscherverbände statt. Mit dabei waren auch Mitglieder des Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (AKKH). Anders als bei den sonstigen Jahrestagungen in Deutschland fand hier eine komplette Woche mit vollem Exkursionsprogramm in einem Gebiet mit eindrucksvollen Höhlen statt. Vom 15. bis 19. August lief zudem ein umfangreiches Vortragsprogramm.

An folgenden Exkursionen haben die AKKH'ler teilgenommen:
12. August:
Weiße-Warzen-Schacht (Big Chamber), SMK, Loser (Carsten)
Fischmeisterloch, Zinken (Susanne, Josef, Ulrich)
13. August:
Brettstein Bärenhöhle, Bad Mitterndorf (Carsten, Ulrich)
14. August:
Dachstein Südwandhöhle, Dachstein (Carsten, Ulrich)
15. August:
Schönberg Höhlensystem (Gr. Rundgang), Ischler Hütte (Carsten)
Schafsteinhöhle, Tauplitzalm (Ulrich)
Nagelsteghöhle, Altaussee (Susanne, Josef)
16. August:
 Dachstein Mammuthöhle (wissensch. Ex.), Obertraun (Carsten)
Stellerweghöhle (Durchquerung), SMK, Loser (Ulrich)
17. August:
Hirlatzhöhle (Alter Teil), Hallstatt (Carsten, Max, Ulrich)
Liglloch, Tauplitz (Susanne, Josef)
18. August:
Enix-Höhle am Brettstein, Bad Mitterndorf (Ulrich)

Fast allen Exkursionen war gemein, dass zum Erreichen ein für Flachländer anstrengender Zustieg von durchschnittlich ca. einer Stunde erforderlich war. Da in den Exkursionsbeschreibungen immer auf eine erforderliche gute Kondition hingewiesen wurde, sollte das jedoch niemanden wirklich überrascht haben.

12. August: Fischmeisterloch, Zinken.

Bei der Höhle handelt es sich um einen fossilen Aquifer in einer in der Gegend typischen Höhe von ca. 1600 Metern. In den schönen Gängen konnte sehr gut der geschwungene Wasserlauf nachempfunden werden. Ansonsten war die Höhle eher schmucklos.
Zunächst ging es aber durch einen Hochwald zum Eingang der Höhle.
Ein knallig roter Schleifsack - das trifft bei den Kühen natürlich auf reges Interesse
Eine kleinere Engstelle im Eingangsbereich. Sebastian - einer der einheimischen Führer - trägt noch eine Karbidlampe.
Auch leichtere Kletterstellen mussten überwunden werden.
  

13. August: Brettstein Bärenhöhle, Bad Mitterndorf

 Im Gegensatz zu vielen anderen Höhlen in der Region sind die Höhlen am Brettstein reichlich mit Calcitablagerungen gesegnet. Anders als vorgesehen, wurde die Exkursion in der über 5000 Metern langen Brettstein Bärenhöhle erweitert und wir haben eine Durchquerung durchgeführt. Die Höhle ist eine bedeutende Höhlenbären-Fundstätte.

Der Zustieg zur Höhle mit schönem Blick auf das gegenüberliegende Tote Gebirge.
Angeschlazt im Eingangsbereich der Bärenhöhle
Wandschmuck wie vom Designer - links oben mit Mondmilch
Robert Seebacher - der Obmann des Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) leitet die Exkursion persönlich und achtet mit Argusaugen darauf, dass keine Tropfsteine abgerissen werden.
Sehr schöne Tropfsteine - für die Alpen fast untypisch

Finger weg - überall an den Wänden die Mondmilch/Bergmilch - sieht mitunter aus wie mit mehreren Schichten Alpinaweiss gestrichen.

Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 1. August 2012

EinBlick in das Wallefelder Hülloch

Es gibt sicher viele Höhlen, die es verdient hätten, etwas despektierlich als Loch bezeichnet zu werden. Beim Wallefelder Hülloch stellt der Name jedoch alles andere als eine Charakterisierung dar, sondern deutet auf die historische Namensgebung einer schon seit langem bekannten Höhle hin.

Abb.1: Das Höhlenportal - die eigentlichen Zugänge befinden sich hier nicht sichtbar darunter.

Bereits das eindrucksvolle Höhlenportal (Abb.1) ist für Mensch und Tier kaum zu übersehen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Höhle ein bedeutendes regionales Winterquartier verschiedener Feldermausarten darstellt. Konsequenterweise ist die "Wallefelder Höhle" und das umgebende Gelände als besonderes Schutzgebiet nach der europäischen FFH-Richtlinie ausgewiesen. Befahrungen sind zu Forschungszwecken nur außerhalb der Fledermausschutzzeiten möglich. Das Gelände ist eingezäunt und die Eingänge sind durch Höhlentore (Abb.2) verschlossen. Die Betreuung erfolgt durch den Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (AKKH).

Abb.2: Höhlenforscher beim Ausstieg aus einem der beiden Höhlentore in der typisch kompakten Baugröße.

Was das Höhlenportal verspricht, hält die dahinterliegende Halle, die für die üblichen Größenverhältnisse der Höhlen im Bergischen Land "riesig" ist. So dient das Portal auch nicht als Einstieg, denn es geht direkt mehrere Meter steil bergab (Abb.3+4). An der dort tiefsten Stelle der Halle bildet sich ein "Kaltluftsee" (Abb.5) aus.
Diesen Effekt machte sich in der Vergangenheit eine Brauerei zunutze und hatte hier einen "natürlichen Kühlraum" eingerichtet.

Abb.3: Hier geht es nicht weiter - vom großen Portal abwärts blickend in den "Kühlraum"
Abb.4: Das Höhlenportal von innen gesehen mit Höhlenforschern des AKKH bei der Außenvermessung.
Abb.5: Bei feucht-warmem Wetter ist die starke Kondensation der sich abkühlenden Luft gut zu erkennen.

Über die Jahrhunderte wurde die Höhle von Menschen für unterschiedliche Zwecke wie z.B. als Rückzugsraum für Verfolgte, Müllablade oder Lagerhalle für Diebesgut verwendet. Der noch prägenste menschliche Eingriff ist aber sicherlich die Abraumhalde, die sich in der großen Halle auftürmt und vermutlich in den neunzehnhundertsiebziger Jahren entstand (Abb.6). Noch vor einer Generation hielt man es offensichtlich für eine gute Idee, eine Höhle wie ein Silo mit Abraum vom Wegebau zu befüllen. Dabei nutzte man den oberen Höhleneingang und schüttete diesen bei der Gelegenheit gleich zu (Abb.8).

Abb.6: Blick von der Abraumhalde auf ein Vermessungsteam bei der Arbeit. Links im Bild liegen Maßband und Schnur, rechts ragen alte Bandeisen aus der Halde.
Abb.7: Ansicht von der Halde zur Höhlendecke an der sich das Mineral Aragonit als "Eisenblüte" angelagert hat.
Abb.8: Hier müsste der obere Zugang zur großen Halle sein. So einfach ist da kein weiterkommen.

Auch Spuren alten Bergbaus lassen sich in der Höhle finden. Eine Besonderheit stellt ein kurzer Teil eines alten Stollens dar (Abb.9), der zu beiden Seiten eingestürzt und nur über einen engen Schluf erreichbar ist.

Abb.9: Alter Stollen mit beidseitigem Verbruch. Sieht nicht sonderlich stabil aus - ist er wohl auch nicht.
Abb.10: Zweites Höhlentor für den Zugang zum nördlichen Teil der Höhle

Über ein zweites Höhlentor (Abb.10) gelangt man in einen weiteren Teil der Höhle und bald in einen Raum mit aktiver Sinterbildung (Abb.11+12+13).

Abb.11: Rechts im Bild intensive Sinterbildung
Abb.12: Hier tropft es noch richtig
Abb.13: Und hier geht es weiter

Es folgt eine längere Kriechstrecke (Abb.14) parallel zur großen Halle, die in einer - im Verhältnis zur großen - kleineren Halle endet (Abb.15+16). Hier trifft man auch die Abraumhalde wieder. Denn eigentlich würde zwischen der großen und kleinen Halle eine direkte Verbindung bestehen. 

Abb.14: Kontrast zum großen Höhlenteil. Wer hier weiterkommen will, hat es etwas mühsamer, dafür aber gemütlich.
Abb.15: Ein Höhlenforscher mit Vermessungs-Utensilien erreicht - aus der Kriechstrecke kommend - die kleine Halle.
Abb.16: Blick in die kleine Halle mit Höhlenforschern bei der Aufnahme von Profilen.

Könnte der Abraum im großen Stil aus der Höhle gefördert und so ein möglichst ursprünglicher Zustand wiederhergestellt werden, wäre das Wallefelder Hülloch vermutlich noch für die eine oder andere Überraschung gut.